MEM Summer Summit 2018: Programm

Servizio comunicazione istituzionale

6 Agosto 2018

Lugano, 6. August 2018 - Der erste Middle East Mediterranean Summer Summit versammelt 150 junge Menschen aus über 30 Ländern des Nahen Ostens und Mittelmeerraums. Die Begegnungsplattform, organisiert von der Università della Svizzera Italiana (USI) mit Unterstützung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und des französischen Ministeriums für Europa und auswärtige Angelegenheiten, sucht innovative und konkrete Ansätze zur Förderung des Dialogs und der Entwicklung der Region.

 

Am 25. und 26. Augustwerden die in einem achttägigen Seminar erarbeiteten Ideen der jugendlichen Teilnehmenden im Rahmen eines öffentlichen Forums präsentiert und diskutiert. Zu diesem hochkarätig besetzen Forum treffen sich hochrangigen PolitikerInnen, ExpertInnen, UnternehmerInnen aus Ländern des Nahen Ostens und Mittelmeerraums. Schauplatz des Forums ist das Kongresszentrum Lugano. Das Programm der beiden Veranstaltungstage ist thematisch weitgefächert und bietet vielfältige Möglichkeiten zum Austausch; den Auftakt bildet eine strukturierte Präsentation der im Verlauf des Seminars erarbeiteten Ideen. Tunesien ist Schirmherr des diesjährigen Summer Summits. Das Land ist nicht nur ein wichtiger Knotenpunkt der mediterranen Zivilisation, sondern auch ein gelungenes Beispiel von Integration und Koexistenz verschiedener politischer Strömungen.

 

Diskutiert werden unter anderem die geopolitische Lage der Region, Szenarien für den materiellen Wiederaufbau und die kulturpolitische Entwicklung, die Wechselbeziehungen zwischen Wasser, Frieden und Grenzen, neue Modelle der Staatsbürgerschaft, der Energiewandel und Bildung als Triebfeder für Veränderungen. Infrastrukturfragen werden ebenfalls thematisiert, angefangen bei der Neugestaltung der Wirtschaft bis hin zu Erfolgsgeschichten von Unternehmen vor Ort. Gespräche über neue, positive Narrative zur Region durch Literatur und Kunst sind ein weiterer Schwerpunkt. Anmeldung und weitere Informationen: www.mem-summersummit.ch

 

Programm und Hauptreferenten der einzelnen Sitzungen:

 

Geopolitik und neue Konfigurationen

Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis, nimmt zusammen mit Professor Gilles Kepel (USI) und Professor Safwan M. Masri (Columbia University) eine vertiefte Analyse der politischen und institutionellen Lage der von Ländern der Region sowie ihrer engen Beziehungen zur Schweiz vor. Im Fokus steht Tunesien, die häufig genannte "arabische Anomalie". Die Faktoren, die die demokratischen Wende des Landes begünstigt haben, werden genauer beleuchtet. Der tunesische Regierungschef Youssef Chahed wurde eingeladen über die besonderen Bedingungen, die erreichten Ziele, aber auch die Herausforderungen, denen sich das Land stellen muss zu sprechen.

Wandel des Landes auf einzigartige Weise geprägt haben. Ebenfalls mit strategischen Fragen beschäftigen sich ExponentInnen und KennerInnen der politischen Verhältnisse im Nahen Osten: Philippe Etienne, diplomatischer Berater des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron; Vitali Naumkin, Direktor der Russischen Akademie der Wissenschaften am Institut für Orientalistik und Berater des Präsidenten Wladimir Putin sowie Pascale Baeriswyl, Staatssekretärin im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten.

Die SprecherInnen zeichnen ein Bild der politischen und strategische Lage und erläutern ihre Rolle als politische Berater derjenigen politischen Akteure mit grossem Einfluss auf die empfindlichen Gleichgewichte der Region. Sonst eher hinter den Kulissen, stehen sie beim MEM Forum im Mittelpunkt und reflektieren den Übergang von politischer Strategie zu politischer Aktion.

 

Möglicher Wiederaufbau und Kulturpolitik

Der Konflikt in Syrien hat die Menschen und ihre Städte zutiefst getroffen; Häuser und Zukunftshoffnungen liegen in Trümmern. Der Wiederaufbau einer Gesellschaft erfolgt in Form von konkreten Aktionen vor Ort. Für den Aufbau einer Zivilgesellschaft muss die Arbeit langfristig angelegt werden und auf präzise kulturpolitische Ansätze abstellen. Der stellvertretende Generaldirektor für Kultur der UNESCO Ernesto Ottone Ramírez und der Präsident der Ninevah University im Irak, ProfessorAl-Khyatt, werden sich mit den Plänen zum Wiederaufbau von Mossul und der entsprechenden Förderung seitens der UNESCO in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten befassen. Jean-François Charnier, wissenschaftlicher Leiter des Louvre Abu-Dhabi,erläutert das übergeordnete Ziel und die Pläne des Museums, einzigartige kulturelle Annäherungen zu präsentieren: Die durch den Mythos Babylon inspirierte Anordnung des Museums durch die Kuratierenden unterstreicht den Stellenwert der Diversität, der Mehrsprachigkeit und der Verschiedenheit der Kulturen.

 

Wasser und Frieden ohne Grenzen

Geopolitische Spannungen sind häufig unter dem Gesichtspunkt des Zugangs zu Wasser zu sehen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten unterstützt die Blue Peace-Initiative bei der globalen Aufwertung und Vernetzung von Aktionen im Bereich Wasser, Frieden, Sicherheit und der Zusammenarbeit unter Führung zahlreicher Akteure wie etwa Universitäten, kulturelle und politische Institutionen, der Diplomatie, der Zivilgesellschaft und des Privatsektors. Das Projekt The Blue Peace Movement: Transboundary Water for Peace and Sustainability wird im Rahmen einer Debatte unter Beteiligung von Professor Danilo Türk (Leiter des Global High-level Panel on Water and Peace und früherer Staatspräsident Sloweniens), Lindsey Aldaco-Manner (Präsidentin des World Youth Parliament for Water) und des Botschafters Pio Wennubst (Vizedirektor und Leiter der Direktion Globale Zusammenarbeit der DEZA) vorgestellt.

 

Neue Modelle der Staatsbürgerschaft

Die Aufstände des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 haben Neuüberlegungen zum Konzept und den Modellen der Staatsbürgerschaft, den Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft sowie den erhaltenen und den weiterhin vorenthaltenen Rechten ausgelöst.

Mit einem Vergleich der verschiedenen Formen demokratischer Teilhabe können positive Praktiken identifiziert werden, die als Modell dienen und in unterschiedlichen Kontexten repliziert werden können. Professor Antoine Messarra (Mitglied des libanesischen Verfassungsrats) befasst sich mit dem Libanon, einer in viele Gemeinschaften zersplitterten Gesellschaft, die sich mit dem ideologischen Modell des Nationalstaats schwertut und auf die pragmatische und alltägliche Dimension der Staatsbürgerschaft setzt. Frau Professor Jinan Limam (Universität Tunis) und Frau ProfessorLIqbal Latifi Gharbi (Ez-Zitouna University)stehen sich in einer in Tunesien höchst aktuellen Frage gegenüber: Es geht um die Reform des Erbrechts und die Gleichberechtigung der Frauen in erbrechtlichen Fragen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Beziehung zwischen Säkularismus und Religion ist zentral für die Erarbeitung von neuen Modellen der Staatsbürgerschaft und den Entwurf von funktionierenden Verfassungen. Professor Philippe Portier (École Pratique des Hautes Études, Paris) und Professor Alessandro Ferrari (Universität Isubrien, Italien) setzen sich mit dieser Frage auseinander.

 

Vom Erdöl zur Energiewende

Der Umbruch im Energiesektor fördert die Hinwendung zu erneuerbaren Energiequellen. Für die Länder des Nahen Ostens sind dies ganz neue Herausforderungen, da sie weitgehend von fossilen Energiequellen abhängig ist. Dieser Wandel hat auch die Wirtschaftsmodelle der sogenannten «Rentier States» in eine Krise gestürzt und eine Diversifikation ihrer Wirtschaftstätigkeit erzwungen. Der Energie- und Wirtschaftswandel wird von Kamel Ghribi (Präsident der GK Investment Holding Group), Stéphane Michel (Total) und François-Aïssa Touazi (CapMena) sowie Paolo Scaroni (Rothschild) thematisiert.

 

Bildung als Triebfeder für Veränderungen

Die jungen Menschen in den Ländern des Nahen Ostens und Mittelmeerraums verfügen über höhere Ausbildungen als frühere Generationen; es gelingt ihnen aber nicht, ausbildungsgerechte Arbeitsplätze zu finden. Daher sind nicht nur Bildungsinvestitionen gefragt, sondern Ausbildungsprogramme müssen im Hinblick auf eine grössere studentische Mobilität und intensiveren akademischen Austausch überdacht werden. Dieser Frage widmen sich Sheikha Lubna Bint Khalid Al Qasimi(Präsidentin der Zayed University, Vereinigte Arabische Emirate), Cinzia Catalfamo Akbaraly (FIFA, Global Academic Network and Interagency Partnerships) und Alessandro Del Maschio (Rektor der Universität Vita-Salute San Raffaele).

 

Die Zukunft der globalen Infrastrukturen

Die Zukunft der Region hängt auch von ihren Infrastrukturen ab: In einigen Ländern des Nahen Ostens und Mittelmeerraums herrscht noch Missstände in dieser Hinsicht, während andere über wirtschaftliche Ressourcen für Grossbauten und Grossprojekte verfügen. Dieses Ungleichgewicht geht auf die Tatsache zurück, dass sich in einer derart ausgedehnten Region sowohl reiche Volkswirtschaften wie die Erdölstaaten am Golf als auch bevölkerungsreiche und ressourcenarme Staaten wie Ägypten, Marokko und der Jemen befinden. ProfessorXiankun Lu (China’s One Belt Initiative, China-Switzerland), Dr.Marco Kampp (Deutsche Bahn, Germany-Italy) und Dr.Almotaz Abadi (Union for Mediterranean, DSG of the Environment and Water Division, OPT - Spain) werden diese Probleme behandeln.

 

Neue Wirtschaftskonzepte und Geschäftsmodelle
Eine Reihe von Auslösern stand hinter den Aufständen von 2011, wobei die Wirtschaftskrise und die Arbeitslosenzahlen mit Sicherheit entscheidende Wirkung hatten. Es ist daher zwingend notwendig, die Geschäftsmodelle zu überdenken, angefangen bei den Akteuren innerhalb des Sektors. Roberto Grassi (Fidinam, Schweiz), Bashar Azzeh (Al Quds Holding Company, OTP), Paolo Rotelli (Präsident, Gruppo San Donato, Italien), und Bavaguthu Raghuram Shetty (Gründer und Direktor von NMC Health, NMC Health, Vereinigte Arabische Emirate), Marouane El Abassi(Gouverneur der Zentralbank von Tunesien), bringen ihre Erfahrungen in die Debatte ein.

Erfolgsstorys

Die staatlich und von internationalen Organisationen geförderten Initiativen sind wichtig. Unersetzlich und unerlässlich sind aber auch Projekte nicht-staatlicher Organisationen und Stiftungen vor Ort. Positive Modelle und Erfolgsstorys werden von ihren Protagonisten präsentiert, die sich seit Jahren mit den spezifischen Herausforderungen der Region auseinandersetzen, u. a. von Franco Vaccari (Präsident der Rondine Cittadella della Pace, Italien), und Stefania Mancini (Vizepräsidentin der Stiftung Fondation Assistance Internationale-FAI Lugano).

 

Literatur und Kunst ohne Grenzen

Eines der Hauptziele des MEM Summer Summit besteht in der Förderung neuer Narrative aus der und für die Region. Paola Caridi, Journalistin mit Schwerpunkt Naher Osten, unterhält sich mit Suad Amiry. Die Schriftstellerin, Architektin und Gründerin des Riwaq Center for Architectural Conservation in Ramallah weiss die schöpferischen und immateriellen Stärken der Literatur mit dem visionären und materiellen Potenzial der Architektur zu verbinden. Zu ihren bekanntesten Werken zählen: Damasco (Damaskus) (2017), Golda ha dormito qui (Golda hat hier geschlafen) (2013), Sharon e mia suocera (Sharon und meine Schwägerin) (2003), Se questa è vita (Wenn das Leben ist) (2005). Silvia Naef, Expertin für islamische Kunst führt ein Gespräch mit Professor Nasser David Khalili, Gelehrter, Sammler und Philanthrop, der sein Leben dem Erhalt und der Verbreitung islamischer Kunstwerke gewidmet hat.

 

Die Rolle der Jugend

Im Mittelpunkt des MEM Summer Summit steht die Rolle der jüngeren Generationen: Jeder Veranstaltungspunkt sieht eine aktive Beteiligung der jungen Menschen vor, die sich im Verlauf des Seminars vertieft mit den einzelnen Themen auseinandergesetzt haben. Sie partizipieren in allen Panels und vertreten dort ihre Gremien und Vorschläge. Boas Erez, Rektor der USI, fasste diesen Ansatz bei der Vorstellung des Summit folgendermassen zusammen: «Wir haben junge Menschen ausgewählt, die sich in der Zivilgesellschaft engagieren – Ärztinnen und Ärzte, Veterinärmedizinerinnen und Veterinärmediziner, Studierende, Künstlerinnen und Künstler, Unternehmerinnen und Unternehmer, Forschende und Bloggende mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen – um gemeinsam innovative Konzepte auszuarbeiten. Ein eigenständiger, dialogbasierter Ansatz, der die Identität der Università della Svizzera italiana unterstreicht und ihre natürliche Rolle als Brückenbauer zwischen Kontinentaleuropa und dem Mittelmeerraum unterstreicht.»

 

Vier kostenlose Publikumsveranstaltungen:

 

Begegnung mit Anissa Helou

Freitag, 17. August, 18:30, Saal 3, LAC, Lugano

Die bekannte Schriftstellerin, Bloggerin und Starköchin Anissa Helou ist väterlicherseits syrischer und mütterlicherseits libanesischer Abstammung. Sie lebt in London und hat sich auf die Küche des Mittelmeerraums, des Nahen Ostens und Nordafrikas spezialisiert. Die englischsprachige Veranstaltung befasst sich mit der verbindenden Funktion des Essens.

 

Jazzkonzert «Migrante»

Freitag, 17. August, 21:00, Piazza Luini, LAC, Lugano

Der geniale Trompeter, Komponist und Arrangeur Giovanni Falzone gehört zu den Grossen des italienischen und europäischen Jazz. Er definiert sich als Migrant, seit er sich aus einem Dorf in der sizilianischen Provinz auf die Suche nach einem neuen Leben gemacht hat.

 

Jazzkonzert «Mediterraneo»

Freitag, 24. August, 21:00, Piazza Luini, LAC, Lugano

Sizilianische Volkslieder des Trio Giovanni Falzone treffen auf andere mediterrane Klänge: Der Tunesier Houcine Ataa verleiht der Sufi-Mystik eine Stimme, Dudu Kouatè bringt die Schlagzeugrhythmen Afrikas ein und der Iraner Alireza Mortazavi das mythische persische Instrument Santur.

 

Sinfonia per l'acqua e per la pace (Sinfonie für das Wasser und den Frieden)

Samstag, 25. August, 21:00–23:00, Cortile del Municipio, Piazza Riforma, Lugano

Das Blue Peace Orchestra präsentiert seine Sinfonia per l'acqua e per la pace aus der Feder eines globalen Künstlerkollektivs: Mich Gerber (Schweiz), Alune Wade (Senegal), Tarek Younis (Jordanien), Carlos Guzman (Costa Rica) und Serge Frasunkiewicz (Brasilien).

Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der Stadt Lugano.

 

 

Interessierte Journalistinnen und Journalisten sind gebeten, sich anzumelden:

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